© IMAGNO
Komponist und Kapellmeister
* Leopoldstadt, NÖ (Wien), 15. 3. 1835
† Wien, 28. 12. 1916
röm.-kath.
Sohn von Johann Strauß (Vater) (1804–1849), Bruder von Josef (1827–1870) und Johann Strauß (Sohn) (1825–1899), Schwager von Henriette (Jetty) Strauß (1818–1878), Vater von Johann Strauß (Enkel) (1866–1939), ab 1863 mit der Kaffeesieders- und Hausbesitzerstochter Marie (Maria Magdalena) Klenkhart (1840–1921) verheiratet. – Nach Besuch des Akademischen Gymnasiums in Wien wollte Strauß ursprünglich die Diplomatenlaufbahn einschlagen, wandte sich jedoch auf Anraten mehrerer Familienmitglieder der Musik zu. Er studierte Theorie bei Gottfried von Preyer, Harfe bei Anton Zamara sowie Violine und Klavier bei Franz Amon, dem Konzertmeister der Strauß-Kapelle. In dieser debütierte Eduard 1855 als Harfenist und 1861 als Dirigent, zu regelmäßigen Einsätzen als Orchesterleiter kam es ab 1862. Im selben Jahr trat er auch erstmals als Komponist hervor. 1865 sprang Strauß für seinen Bruder Johann zeitweilig bei dessen Engagement in Pawlowsk (Sankt-Peterburg) ein. Nach dem Rückzug Johanns Ende der 1860er-Jahre übernahm er zunächst gemeinsam mit Josef, nach dessen Tod 1870 allein die Leitung der Strauß-Kapelle. Nach der im selben Jahr erfolgten Fertigstellung des neuen Gebäudes der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gab Strauß dort regelmäßig Konzerte. Mit der Übernahme der Tanzmusikproduktionen am Kaiserhof wurde ihm 1872 der Titel Hofballmusik-Direktor verliehen. Die starke Konkurrenz durch die Militärkapellen veranlasste Strauß zu ausgedehnten Konzertreisen. Anlässlich der ersten Tournee, die ihn 1878 nach Deutschland und Schweden führte, löste er die Strauß-Kapelle auf, nachdem ihm deren Mitglieder die Gefolgschaft verweigert hatten, scheint nach der Rückkehr jedoch einen Großteil der Musiker, die vorübergehend in Carl Michael Ziehrer einen neuen Dirigenten gefunden hatten, wieder unter Vertrag genommen zu haben. Während der Sommersaison unternahm Strauß mit seinem Orchester fortan regelmäßig Deutschland-Tourneen. Von den übrigen Konzertreisen sind jene nach London (1885, 1895, 1897), St. Petersburg (1894), in die Niederlande (1898, 1899, 1900) und die USA (1890 und 1900/01) hervorzuheben. Im Zuge eines Gehaltsstreits zwischen Hofopernorchester und Operndirektion dirigierte Strauß in der Wintersaison 1884/85 seine Kapelle bei den Ballettmatineen in der Hofoper. Als er 1897 erfuhr, dass seine Söhne unter Mithilfe seiner Frau sein Vermögen und das einiger Verwandter heimlich verschwendet und beträchtliche Schulden angehäuft hatten, veranlasste er, dass seine Frau unter Kuratel gestellt wurde, und trennte sich von seiner Familie. 1901 legte er schließlich die Leitung der Hofballmusik zurück und löste die Strauß-Kapelle auf, deren Notenarchiv er 1907 verbrennen ließ. Aus seinen 1906 veröffentlichten „Erinnerungen“ spricht die Verbitterung eines schwer gekränkten Menschen. Als Komponist steht Eduard hinter seinen Brüdern zurück, obwohl sich einzelne seiner Schnellpolkas ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Dagegen war er ein erstklassiger Dirigent, der nicht nur die Musik seiner Familie adäquat zu interpretieren wusste. Ein bemerkenswertes organisatorisches Geschick befähigte ihn zudem, in weiten Teilen der Welt – laut eigener Aussage in 840 Städten – für die Verbreitung der Strauß-Musik persönlich einzutreten. Vielfach ausgezeichnet, war Strauß u. a. Ritter des Franz Joseph-Ordens (1887).
Werke: rund 300 Tänze und Märsche für Orchester, u. a.: Bahn frei!, 1869, Stempelfrei!, 1870, Mit Dampf, 1871, Doctrinen, 1872, Carmen-Quadrille nach Motiven der gleichnamigen Oper G. Bizets, 1876, Pfeilschnell, 1879, Ohne Bremse, 1885, Mit Extrapost, 1887, etc.; rund 300 Arrangements fremder Werke für Orchester (verschollen).
Literatur: ÖBL