Museumsfachmann und Nationalökonom
* Wien, 14. 12. 1845
† Lana, Tirol (Lana, Italien), 26. 9. 1909
Scala war der Sohn eines Ministerialbeamten und Bruder des Althistorikers Rudolf von Scala (1860–1919) sowie von Theodor von Scala (1847–1896), Betriebsdirektor der österreichischen Staatseisenbahnen in Villach. Er besuchte in Wien die Handelsakademie und das polytechnische Institut (1862–1863). Ausgedehnte Reisen führten ihn in die Industriegebiete Westeuropas, besonders Englands, wo er Wirtschafts- und Sprachstudien trieb. Im Auftrag des Handelsministeriums wirkte er 1867 als Berichterstatter über Textilindustrie auf der Pariser Weltausstellung. Ab 1875 war er Ministerialsekretär im Handelsministerium und Direktor des neugegründeten Orientalischen Museums in Wien, das 1886 in ein Handelsmuseum umgewandelt wurde. 1897 wurde er zum Inspektor der kunstgewerblichen Fachschulen und zum Direktor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie ernannt, 1909 trat er als Hofrat in den Ruhestand. In Scalas Wirken verbanden sich die Sammlerleidenschaft auf kunsthandwerklichem Gebiet, wirtschaftliche Ambitionen, Interesse für die Orientforschung und glühende Begeisterung für den zeitgenössischen englischen Lebensstil, insbesondere die Arts and Crafts-Bewegung. Als Gründungsdirektor richtete er das Orientalische Museum kunstgewerblich aus, begründete die Asiensammlung (die 1908 dem Österreichischen Museum für Kunst und Industrie eingegliedert wurde), initiierte einschlägige Ausstellungen sowie wissenschaftliche Publikationen und zeigte erstmals moderne englische Möbel in Wien. Als Leiter des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie brach er mit den herrschenden Traditionen des Historismus und reformierte das heimische Kunstgewerbe nach englischem Vorbild, wobei er die Unterstützung staatlicher Instanzen genoss, sodass seine Reformen halboffiziellen Charakter bekamen. Daneben stand eine Reihe historischer Ausstellungen (Japanische Farbenholzschnitte 1899, 1902, 1905, Bucheinbände 1903, Alt-Wiener Porzellan 1904, Österreichische Volkskunst 1905, Spitzen und Porträts 1906, Metallarbeiten 1907), teilweise mit ergänzenden Publikationen, im Dienst einer praktischen Belebung des Kunsthandwerks. Indem er Künstler wie Koloman Moser, Felician Myrbach von Rheinfeld und Alfred Roller sowie Josef Hoffmann, Arthur Strasser und Otto Wagner zur Mitarbeit am Museum und an der diesem angeschlossenen Kunstgewerbeschule heranzog, wurde Scala zu einem Wegbereiter des Jugendstils in Wien. Sein methodisches Prinzip, am getreuen Kopieren englischen Mobiliars festzuhalten, entfremdete ihn aber allmählich der Secession und der Wiener Werkstätte, wo man nach anfänglichen internationalen Impulsen um die Schaffung eines eigenständigen Formenvokabulars bemüht war.
1869–1871 nahm Scala als Ministerial-Official für textile Industrie an der Ostasienexpedition des Konteradmirals Anton Freiherr von Petz teil. Dabei wurde durch Handels- und Schifffahrtsverträge der Grundstein für die Handelsbeziehungen zwischen Österreich-Ungarn und ostasiatischen Ländern gelegt. Scala und der österreichische Diplomat Heinrich Graf Calice waren maßgeblich am Zustandekommen der Teilnahme von China, Japan und Siam an der Weltausstellung beteiligt. 1873 war Scala Sekretär des Komitees für den Orient und Ostasien auf der Wiener Weltausstellung.
Literatur: ÖBL; Karl von Scherzer (Hg.), Fachmännische Berichte über die österreichisch-ungarische Expedition nach Siam, China und Japan. 1868–1871, 1872, S. IV.