Gewerbefachmann
* Reintal (NÖ), 20. 9. 1828
† Wien, 21. 2. 1915
Franz Migerka stammte aus einer mittellosen Handwerkerfamilie. Er war mit der Sozialarbeiterin und Schriftstellerin Katharina Migerka, geb. Kämpffat (1844–1922), verheiratet und Vater der Schriftstellerin Helene Migerka (1867–1928).
Migerka brachte sich zuerst als Erzieher durch und trat 1861 in die Handels- und Gewerbekammer Brünn ein. Von ihm stammte die Anregung zur Gründung des Mährischen Gewerbevereins sowie zur Organisation erster Gewerbegerichte, welche ab 1869 in der gesamten Monarchie zum Vorbild für derartige Institutionen wurden. Nach seiner Berufung in das Handelsministerium übernahm Migerka zahlreiche Funktionen als Vertreter Österreichs im Ausland, u. a. 1869 bei der Eröffnung des Suezkanals, 1876 bei der Weltausstellung in Philadelphia sowie 1890 bei der Arbeiterschutzkonferenz in Berlin. Als Ministerialrat machte er sich vor allem durch sein Wirken als Zentralgewerbeinspektor (1883–1897) verdient, wobei er in einem sozial gespannten Klima der neu gegründeten Gewerbeinspektion allgemeine Anerkennung zu verschaffen wusste. Ab 1883 gab er die „Berichte der k. k. Gewerbeinspectoren über ihre Amtstätigkeit“ heraus. Migerka war Präsident des Wiener Kaufmännischen Vereins und Gründer des Gewerbehygienischen Museums (1890). 1887 erhielt er das Ritterkreuz des Leopold-Ordens.
Franz Migerka verband sein Interesse an Fragen der Volksbildung sowie der Frauenbewegung mit dem Wissen um die Bedeutung des Ausstellungswesens und trat lange vor der Wiener Weltausstellung mit mehreren Schriften zu diesen Themen in Erscheinung. Bereits 1857 publizierte er „Über die Bedeutung der Industrie-Ausstellung“ sowie „Beiträge zur Geschichte und Statistik der öffentlichen Handelslehranstalten ...“. Nach seiner Teilnahme an der Weltausstellung in Philadelphia zeichnete er für den „Administrativen Bericht der Commission über die Theilnahme Österreichs an der Weltausstellung in Philadelphia 1876“ (1878) verantwortlich und berichtete auch über „Das Unterrichtswesen in den Vereinigten Staaten“ (1877). Des Weiteren verfasste er einen „Bericht über den Ersten Haushaltungs-Abendcurs für Arbeiterinnen in Wien“ (1890). Von Anfang an in die Organisation der Wiener Weltausstellung eingebunden, übernahm Migerka im 1871 eröffneten Weltausstellungs-Büro Wilhelm Freiherrn von Schwarz-Senborns die Redaktion der „Officiellen Documente“ und veröffentlichte gemeinsam mit Hugo Franz von Brachelli „Österreichs commercielle und industrielle Entwicklung in den letzten Jahrzehnten“ (1873). Besondere Verdienste erwarb er sich gemeinsam mit Rudolf von Eitelberger-Edelberg, Karl von Stremayr, Karl Holdhaus und Jacob von Falke durch seine Bemühung um die Errichtung eines eigenen Pavillons für Frauenarbeit und -bildung („Weltausstellung 1873 in Wien. Die Verwendung weiblicher Arbeiter in der Fabriks-Industrie“, 1873). Auch seine Frau Katharina Migerka beteiligte sich an der bei einer Weltausstellung erstmaligen Vorstellung der Teilnahme der Frauen am Berufsleben. Obwohl von den Organisatoren nicht beabsichtigt, förderte diese Initiative dennoch die Emanzipation der Frau im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts.
Weitere Werke: Die Auswanderung, 1864; Rückblicke auf die Schafwollwaren-Industrie Brünns 1765–1864, 1866, 2. Aufl. 1890; In den gewerblichen Betrieben vorkommende Staubarten in Wort und Bild, 1892; Das Wachsthum der österreichischen Industrie und die Wandlung des Arbeitsverhältnisses in den letzten fünfzig Jahren, in: Großind. Österr. I, 1898.
Literatur: Czeike; DBE; ÖBL; Pemsel; Staatshandbuch, 1915; Wien Geschichte Wiki (online, Zugriff 29. 4. 2016).