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Glaswarenfabrikant
* Wien, 2. 8. 1829
† Wien, 25. 3. 1917
Sohn des Fabrikanten Josef Lobmeyr (1792–1855). Ludwig Lobmeyr besuchte 1841–1843 die Realschule, 1843/44 die kommerzielle Abteilung des polytechnischen Instituts und die Zeichenschule zu St. Anna. Ab 1840 wurde er als Glaser bei der Wiener Glasergenossenschaft und im väterlichen Geschäft ausgebildet, 1858 Meister. Er unternahm frühzeitig Reisen zu slawonischen und böhmischen Glashütten: 1847 nach Marienthal und Zwechewo, 1848 nach Neuwelt, 1849 nach Haida und Steinschönau, Adolf und Eleonorenhain. Durch die Vermählung seiner Schwester Luise mit dem Glasfabrikanten Wilhelm Kralik von Meyrswalden (1851) wurde die Zusammenarbeit der beiden Firmen sehr eng. 1859 wurde Lobmeyr der Gesellschafter seines Bruders Josef, der nach dem Tod des Vaters 1855 das Geschäft übernommen hatte; ab 1860 lautete der Name der Firma, die sich u. a. auch an der Londoner Weltausstellung von 1862 beteiligte, J. & L. Lobmeyr, k. u. k. Hofglaser und Hofglaswarenhändler. Nach dem Tod seines Bruders (1864) führte Ludwig das Geschäft als Alleininhaber bis 1902 weiter. Zu seinen Bemühungen um Neuerungen kam eine enge Verbindung mit dem 1864 gegründeten Österreichischen Museum für Kunst und Industrie und eine intensive Zusammenarbeit mit vielen zeitgenössischen Künstlern, wie Theophil Hansen, Josef Storck und Friedrich von Schmidt. Die auf der Pariser Weltausstellung 1867 gezeigten Objekte wurden mit einer silbernen Medaille ausgezeichnet. Bis zur Wiener Weltausstellung 1873, die besonders reich beschickt wurde (u. a. mit einem Kronleuchter für 96 Kerzen, dem sogenannten „Kaiser-Service“ und einem Tafelaufsatz nach Hansen-Entwürfen), entstanden ca. 50 neue Trinkservice und zahlreiche andere Gegenstände, viele nach den Entwürfen Ludwig Lobmeyrs. 1876 beteiligte sich die Firma an der Ausstellung in Philadelphia sowie an der Deutschen Kunst- und Kunstindustrie-Ausstellung in München, 1878 an der Pariser Weltausstellung. 1879 fand eine große Lobmeyr-Ausstellung im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien statt. 1881 wurde eine Anzahl von Prunkgefäßen als Hochzeitsgabe für Kronprinz Rudolf, dann ein Geschenk zur Silberhochzeit des belgischen Königspaares, das auf der Weltausstellung in Antwerpen 1885 zu sehen war, angefertigt. Lobmeyr, häufig auch als Juror tätig, beschickte u. a. die Erste Internationale Elektrische Ausstellung in Wien (1883), auf der er die ersten elektrischen Kristallluster zeigte, Ausstellungen in Triest und London (1884), in Wien, Barcelona, Brüssel und München (1888), die Weltausstellung in Chicago und eine Österreichische Kunstgewerbeausstellung in Genf (1893), eine Ausstellung in Antwerpen und die Österreichische Kunstgewerbeausstellung in Wien (1894) sowie die dritte Pariser Weltausstellung (1900). Ab 1894 hatte Lobmeyr seinen Neffen Stefan Rath zur Mitarbeit herangezogen, der 1902 öffentlicher Gesellschafter wurde und immer mehr die Agenden der Firma übernahm, während Lobmeyr bis zu seinem Tod nominell Inhaber und Leiter blieb. Lobmeyr, einer der profiliertesten Glasexperten seiner Zeit, wurde für seine Leistungen auf dem Gebiet der Glaserzeugung und -veredlung, die alle bekannten Dekorationstechniken umfasste (Schliff und Schnitt, Gravierung, Emailmalerei, Vergoldung, irisierendes Glas, Farb- und Überfangglas, Stilkopien), vielfach geehrt und ausgezeichnet. Er war Herrenhausmitglied, Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste, der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens sowie der Wiener Glasergenossenschaft.
Werke: Die Glasindustrie, ihre Geschichte, gegenwärtige Entwicklung und Statistik (gem. mit A. Ilg und W. Böheim), 1874; Werkzeichnungen ausgeführter Glasgegenstände, 18 Bde., Österreichisches Museum für angewandte Kunst Wien.
Literatur: ÖBL