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Bürgermeister von Wien und Landmarschall von Niederösterreich
* Wieden, Niederösterreich (Wien), 19. 9. 1814
† Weidling, Niederösterreich, 30. 11. 1894
Sohn des Mathias Felder (1780–1826) und der Antonie Felder, geb. Zrza (1788–1822), ab 1841 mit Josefine Sowa (1814–1879) verheiratet. – Cajetan Felder besuchte, nachdem er bereits mit zwölf Jahren beide Eltern verloren hatte, das Stiftsgymnasium Seitenstetten und andere Schulen in Brünn und Wien. 1834 begann er ein Jusstudium an der Universität Wien, das er 1841 abschloss. Äußerst sprachbegabt – bis zum Ende seines Studiums konnte er sich in 13 Sprachen verständigen –, nutzte er die Universitätsferien für ausgedehnte Fußwanderungen durch halb Europa. Bereits während seiner Konzipiententätigkeit arbeitete Felder als beeideter Gerichtsdolmetsch. Nach der Ablegung der Advokatenprüfung 1848 wurde er noch im selben Jahr in den Wiener Gemeinderat gewählt. Als Anhänger der Liberalen war es für ihn daher nur konsequent, 1849 aus Protest gegen die politische Entwicklung sein Amt zurückzulegen. Felder widmete sich daraufhin seiner 1850 eröffneten Kanzlei und seiner Reiselust, die ihn u. a. in den Orient, Nordwestafrika, Lappland sowie in den Ural führte. Mit dem Ende des Neoabsolutismus 1861 wurde der Wiener Gemeinderat wieder zu einem gewählten Gremium. Cajetan Felder gehörte zu den ersten Abgeordneten und wurde noch im selben Jahr zum 2. Bürgermeister-Stellvertreter gewählt. 1863 stieg er zum 1. Bürgermeister-Stellvertreter auf und wurde innerhalb des Wiener Gemeinderats einer der Hauptbetreiber zur Gründung der neuen „Mittelpartei“: Diese sollte alle gemäßigten Kräfte sowohl von links als auch von rechts integrieren. Trotz wechselnder Mehrheiten, verschiedenster Abspaltungen und (Neu-)Zusammenschlüsse vermochte diese Gruppierung noch über Felders Tod hinaus bis 1895 zu regieren. Nach dem plötzlichen Tod von Andreas Zelinka 1868 wurde Felder als Bürgermeister dessen Nachfolger. Gemäß der liberalen Diktion setzte sich Felder für Großprojekte ein, die vor allem der Verbesserung der städtischen Infrastruktur dienten, etwa die 1. Hochquellwasserleitung (1869–1873), den Donaudurchstich (1870–1875), den Zentralfriedhof (1871–1874), die Errichtung des Neuen Rathauses (1872–1883), des Reichsratsgebäudes (1874–1883) und der Neuen Universität (1877–1884). Es ist kein Zufall, dass die drei letztgenannten Projekte allesamt auf dem Gebiet des ehemaligen Exerzier- und Paradeplatzes gebaut wurden: schließlich musste Felder als Bewohner der Josefstadt täglich das staubige bzw. bei Regenwetter schlammige unbebaute Gebiet überqueren und setzte sich daher besonders für eine Änderung dieses unbefriedigenden Zustands ein. Noch während seiner Zeit als Vizebürgermeister in den 1860er Jahren engagierte er sich für die Realisierung des Weltausstellungsprojektes, das er wiederum durch infrastrukturelle Maßnahmen (Donaukanalbrücken, Straßenbahnen) zu unterstützen gedachte. Zugleich erwies sich die Harmonie zwischen Felder und Schwarz-Senborn als endenwollend: Felder stand von Beginn an der finanziellen Gebarung des Großprojekts skeptisch gegenüber und weigerte sich am Ende auch, einen Anteil der angehäuften Schulden zu übernehmen. Außerdem protestestierte er gegen die von Schwarz-Senborn angestrebte Vertreibung des „Pöbels“ aus dem Prater sowie gegen die Delogierungen rund um das Weltausstellungsgebiet und der damit verbundenen Explosion der Mieten. Während der Weltausstellung konnte Felder die meisten der ausländischen Staatsgäste in deren Sprachen begrüßen und erhielt so den Beinamen „der polyglotte Bürgermeister“.
Literatur: Czeike; ÖBL; F. Czeike (Hg.), Kajetan von Felder: Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters, 1964; W. Maderthaner, in: Wien. Geschichte einer Stadt 3, ed. P. Csendes – F. Opll, S. 175ff.; Andreas P. Pittler, Cajetan Felder, 2011.