Diplomat und Politiker
* Weilburg, Nassau (Deutschland), 25. 3. 1810
† Wien, 17. 10. 1889
Max von Gagern wurde als Spross einer alten Adelsfamilie und Sohn des Politikers Hans Christoph Frh. von Gagern (1766–1852) geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums studierte er in Heidelberg, Utrecht, Paris und Bonn Rechtswissenschaften, um schließlich 1829 als Diplomat in den niederländischen Staatsdienst einzutreten. Im Jahr darauf, während der belgischen Revolution, wirkte er in der niederländischen Armee als Publizist. 1833 trat er aus der Armee aus und widmete sich ausschließlich seinen wissenschaftlichen und schriftstellerischen Interessen. So erwarb er 1837 in Halle den Grad eines Dr. phil. und habilitierte sich ein Jahr darauf in Bonn. Im Kölner Kirchenstreit von 1837, der in der Verhaftung des Erzbischofs durch den preußischen Staat gipfelte, schlug sich Max von Gagern auf die katholische Seite. Er verzichtete auf die ihm angebotene Dozentur, trat 1840 in nassauische Dienste und konvertierte schließlich 1843 zum Katholizismus. Zwischen 1844 und 1847 war Gagern Gesandter an den Höfen in Amsterdam und Brüssel. Noch kurz vor der Revolution von 1848 verhandelte er in Berlin und Wien über ein deutsches Nationalparlament unter preußischer Führung. Im Gegenzug sollte Preußen samt seinen Provinzen in einem neuen Deutschen Reich aufgehen. Als schließlich Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die deutsche Kaiserkrone ablehnte, wandte sich Max von Gagern – ebenso wie sein Bruder Heinrich – enttäuscht von der preußischen Politik ab. 1854 zwang man ihn aufgrund seiner nach wie vor großdeutschen Haltung zum Austritt aus dem nassauischen Dienst. Auf Vermittlung des belgischen Königs gelang es Gagern im Jahr darauf, als Ministerialrat ins österreichische Außenministerium berufen zu werden. Erst 1859 verschwand das Misstrauen, welches der österreichische Staat ihm – logischerweise – aufgrund seiner früheren preußenfreundlichen Haltung entgegenbrachte, und er wurde Leiter des handelspolitischen Departements. Auch als Leiter der Pressestelle des Ministeriums blieb von Gagern Großdeutscher – jetzt allerdings unter österreichischen Vorzeichen. Ab 1867 hatte von Gagern wesentlichen Anteil an der Gestaltung der gemeinsamen Handelspolitik und wirkte daher „ausgleichend“ im doppelten Sinne. Nicht zuletzt diese Eigenschaft war es, derentwegen Schwarz-Senborn 1873 an ihn herantrat und ihn um die Vermittlung zwischen den einzelnen Komitees der Weltausstellung bat. Von Gagern erklärte sich bereit, forderte aber im Gegenzug seine Versetzung in den dauerhaften Ruhestand – was ihm auch gewährt wurde. Selbst politische Gegner bewerteten seine quasidiplomatische Tätigkeit positiv, die u. a. aus Empfängen in seinem Landstraßer Palais bestand, wo sich die gesamte Wiener Prominenz (Anton von Schmerling, Carl von Hasenauer, Caspar von Zumbusch u. v. a.) traf. Nicht nur deswegen erhielt von Gagern 1874 das Großkreuz des Franz-Joseph-Ordens, 1881 einen lebenslänglichen Sitz im Herrenhaus des Wiener Reichsrats und zahlreiche internationale Orden.
Literatur: NDB; ÖBL; Ludwig v. Pastor, Leben des Freiherrn Max von Gagern 1810–89. Ein Beitrag zur politischen und kirchlichen Geschichte des 19. Jahrhunderts, 1912; Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, ed. R. Koch, 1989, S. 174f.