Fotograf, Fotopionier in Japan, Berater und Dolmetsch der Japanischen Delegation zur Wiener Weltausstellung
* Altaussee (Stmk.), 3. 5. 1853
† Bad Aussee (Stmk.), 24. 11. 1912
Eines von sieben Kindern des Kleinhäuslers und Salzbergarbeiters Joachim Moser und seiner Frau Eva, geb. Rastl; ab 1889 mit Franziska Moser, geb. Frühwirth, verheiratet, die als Retuscheurin beim Hoffotografen Angerer in Wien gearbeitet hatte, Vater des promovierten Juristen und Gymnasiallehrers Philipp Moser (1890–1978). – Nach dem Besuch der Grundschule in Altaussee führte eine Begegnung mit dem Fotografen Wilhelm Burger (1844–1920) 1867 zu seiner Einstellung als Lehrling in Burgers Fotostudio in Wien. Im Folgejahr nach Burgers Berufung zum Fotografen der Österreichisch-Ungarischen Ostasien-Expedition begleitete Moser seinen Dienstgeber als Gehilfe nach Fernost. Die aus den beiden Schiffen „Donau“ und „Erzherzog Friedrich“ bestehende Expedition verließ Triest Mitte Oktober 1868 und erreichte über Kapstadt, Singapur, Hongkong und Shanghai im September 1869 Nagasaki. In Yokohama liefen die Schiffe Anfang Oktober ein. Nach der Erfüllung ihrer Aufgaben, vor allem dem Abschluss eines Handelsvertrags mit Japan, verließen die beiden Schiffe im November das Land wieder, während Moser sich als einziges Delegationsmitglied entschied, in Japan zu bleiben.
Zunächst war Moser etwa sechs Monate im Fremdenviertel von Yokohama in einem Gasthaus als Schankbursche tätig und begann Englisch und Japanisch zu lernen. Die Bekanntschaft mit einem Franzosen führte zum Entschluss, seine fotografischen Kenntnisse in der Folge beruflich anzuwenden. Die beiden gründeten in Yokohama ein gemeinsames Fotoatelier, doch das aus Holz errichtete Haus wurde wenige Monate später durch einen Taifun vernichtet. In dieser Notlage wandte sich Moser an den Engländer John Reddie Black (1827–1880), der als Herausgeber der „Japan Gazette“ (1867) und des Zweiwochenmagazins „The Far East“ (1870) in Japan festen Fuß gefasst hatte. Black nahm Moser in seine Dienste, vor allem für das auf Fotografien aufgebaute Bildmagazin „The Far East“.
Damit begann Mosers Karriere als Fotograf in Japan. Er bereiste das Land und machte Aufnahmen von Landschaften, Gebäuden und Bewohnern. Seine zunehmende Bekanntheit in japanischen und ausländischen Kreisen führte dazu, dass er in die japanische Ausstellungskommission aufgenommen wurde, um als Berater und Dolmetsch Anfang 1873 nach Wien zur Weltausstellung zu reisen. Seine österreichische Herkunft hatte wohl auch entscheidend dazu beigetragen. Im Rahmen der Weltausstellung war Moser bis zum Jahresende 1873 tätig, danach unternahm er in Auftrag seiner Dienstgeber spezielle fototechnische Studien bei dem italienischen Fotografen Carlo Naya (1816–1882) in Venedig. Nach seiner Rückkehr im Mai 1874 lebte er wieder in Tokyo, wo er weiterhin in Regierungsdiensten tätig war. 1876 begleitete er erneut eine japanische Delegation zu einer Weltausstellung, diesmal nach Philadelphia. Auf Grund einer ernsten Erkrankung entschloss er sich anschließend jedoch zur Rückkehr nach Österreich.
In seinem Elternhaus in Altaussee gründete er 1877 zusammen mit seinem Bruder Eusebius, der ebenfalls bei Wilhelm Burger die Fotografie erlernt hatte, ein Atelier. 1878 erhielt er nochmals einen Ruf der japanischen Regierung, um bei der Pariser Weltausstellung behilflich zu sein. Mosers fotografische Tätigkeit im steirischen Salzkammergut entwickelte sich dermaßen erfolgreich, dass er 1880 ein großes Atelier auf der Ischlerstraße in Bad Aussee eröffnen konnte, das besonders von Sommerfrischlern gern aufgesucht wurde. Im selben Jahr erhielt er für seine fotografischen Arbeiten den Silbernen Staatspreis. Ein Großteil von Mosers bedeutsamer Sammlung an Abzügen, insbesondere von originalen Negativen aus Japan, ebenso Tagebüchern, ist erhalten geblieben und befindet sich teils im Besitz seiner Nachkommen, teils im Kammerhofmuseum in Bad Aussee.
Literatur: P. Rosegger, Ein steirischer Weltfahrer. Erlebnisse des Bauernsohnes Michael Moser aus Altaussee, in: Heimgarten 1, 1876/77, Heft 9, S. 40(685)ff.; Gmundner Wochenblatt 27, 1877, Nr. 24, S. 1(183)ff.; J. Linortner, Michael Moser. Ein Altausseer Fotograf in Japan, in: Da schau her. Beiträge aus dem Kulturleben des Bezirkes Liezen 8, 1987, Folge 4, S. 13ff.; K. Zweger, Michael Moser. Eine biographische Notiz, in: Archiv. Archiv für Völkerkunde, 2003, Bd. 53, S. 55ff.
(Nana Miyata)
Michael Moser, Yokohama, 1872 (Privatbesitz, Wien)