Journalist, Schriftsteller und Politiker
* Eidlitz, Böhmen (Údlice, Tschechien), 14. 6. 1820
✡ Wien, 9. 10. 1881
mos.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Komotau studierte Hirsch an der Prager Universität Jus, Mathematik und Physik, wandte sich jedoch dem Journalismus zu und wurde im Revolutionsjahr 1848 Redakteur der „Deutschen Zeitung aus Böhmen“. 1852 gründete er mit dem Publizisten und späteren Reichstagsabgeordneten David Kuh das liberal-deutschnationale Blatt „Der Tagesbote aus Böhmen“, übersiedelte aber zwei Jahre später nach Wien und wirkte dort als Mitarbeiter des „Fremdenblattes“ und der „Presse“. 1857 wurde er Mitarbeiter und Miteigentümer des technischen Journals „Die neuesten Erfindungen im Gebiete der Landwirthschaft, des Bergbaues, des Fabriks- und Gewerbewesens und des Handels“. In dieser Eigenschaft nahm er 1867 an der Pariser Weltausstellung teil und trat zudem als Korrespondent der „Presse“ mit seinen Berichten in Erscheinung. 1871–1877 war Hirsch Mitglied des Wiener Gemeinderates. Als Journalist und Kommunalpolitiker wandte er sich erfolgreich gegen die Preispolitik der Wiener Gasbeleuchtungsgesellschaft sowie der Nordbahn und erreichte eine 25%ige Ermäßigung des Gaspreises bzw. eine Reduktion der Frachttarife für Kohlen und Lebensmittel. Sein Engagement wurde nicht nur von offizieller Seite anerkannt und geehrt – für seine Leistungen erhielt er die große goldene Medaille des Gewerbevereins –, bezeichnend für seine Popularität im Kreise der Wiener Bevölkerung ist, dass er im Volksmund „Gas-Hirsch“ genannt wurde. Seinen anderen Spitznamen, „Onkel Hirsch“, verdankte er der Gründung der Wiener Asylvereine, deren karitative Tätigkeit sich u. a. in der Erbauung zweier Obdachlosenheime niederschlug. Hirsch war Mitglied des Wiener Journalisten- und Schriftstellervereins „Concordia“.
Hirsch galt als Vertrauter des Generaldirektors der Weltausstellung, Wilhelm Freiherr von Schwarz-Senborn. Bereits 1870 appellierte er in einer vor dem Niederösterreichischen Gewerbeverein und dem Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein gehaltenen Rede an alle Großunternehmer, die Zeichnung des Garantiefonds, der die Hälfte des für die Durchführung der Ausstellung gewährten staatlichen Kredites decken sollte, vorzunehmen. 1871 wurde Hirsch in die Weltausstellungskommission gewählt und am 1. Januar 1872 wurde er zum Präsidialreferenten der Generaldirektion der Weltausstellung ernannt. Weiters war er Mitorganisator der Abteilung für „Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungswesen“ und ließ den aus pädagogischer Sicht zukunftsweisenden „Pavillon des kleinen Kindes“ errichten. Seiner leitenden Position zum Trotz gab sich Hirsch auch während der Organisations- und Vorbereitungsphase betont kritisch, beispielsweise als er gegen die mit der Beleuchtung des Ausstellungsgeländes beauftragte englische Gasgesellschaft „Imperial Continental Gas Association“ polemisierte, da einen Teil der Kosten die Gemeinde Wien übernehmen musste.
Literatur: Über Land und Meer 15, 1873, Bd. 30, S. 664, 672; Czeike; Pemsel; Carl Thomas Richter, Der deutsche Buchhandel, in: Bericht über die Welt-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867, hrsg. durch das K. K. Österreichische Central-Comité 6, 1869, S. 23; Karl Ziak, Wien vor 100 Jahren oder Rausch und Katzenjammer, 1973, S. 116; Renate Heuer, Bibliographia Judaica 4, 1996; http://badatelna.cz/?wicket:interface=print:4::::