Pavillon des Österreichisch-Ungarischen Lloyd
An der parallel zur Industriehalle verlaufenden Elisabeth Avenue, neben dem Russischen Wohnhaus und gegenüber dem Palast des Khediven befand sich der Pavillon des Österreichisch-Ungarischen Lloyd. Das 1833 gegründete Unternehmen gehörte zum Zeitpunkt der Wiener Weltausstellung zu den größten Schifffahrtsgesellschaften der Welt und galt insbesondere nach der Eröffnung des Sueskanals 1869 im Fracht- und Passagierbereich sowie auf dem Gebiet des Postverkehrs als Global Player.
Der Lloyd-Pavillon ähnelte einem großen Schiff, sein Dach war einem Verdeck nachempfunden, die Krönung der gesamten Konstruktion stellte ein hoch aufragender Schiffsmast mit Takelage dar. Zu festlichen Anlässen kletterten Matrosen in die Wanten. In schwindelerregender Höhe auf den Salingen stehend, boten sie – wie das während der Eröffnungsparade entstandene Foto von György Klösz dokumentiert – ein spektakuläres Gruppenbild.
Nicht weniger beeindruckend waren die Innengestaltung und die ausgestellten Exponate. Die Wände waren mit Karten der befahrenen Gebiete und Abbildungen der Schiffe der Lloyd-Flotte ausgeschmückt. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen jedoch eine riesige Schiffsschraube aus gehämmertem Eisen sowie eine in drei Ausführungen präsentierte Kurbelachse für Raddampfer. Die Unterschiede zwischen dem rohen, dem ausgearbeiteten und dem gebrauchten Ausstellungsgegenstand demonstrierten die Bearbeitung, die Dauerhaftigkeit und die Belastungen, denen das Material ausgesetzt war.
Eine detailgenaue Nachbildung des Lloyd-Arsenals in Triest mit all seinen Werften und Trockendocks bot Einblick in die verschiedenen Phasen des Schiffsbaus, der Reparatur- und der Ausrüstungsarbeiten. Gezeigt wurden auch maßstabsgetreue Modelle des nach den Plänen des Schiffbauingenieurs F. Petke im Lloyd-Arsenal erbauten, zwischen Triest und Ostindien verkehrenden Warendampfers Pollux sowie des Passagierdampfers Oreste. Durch Neuerungen im Bereich der Maschine, des Steuerruders, der Ventilationsschläuche und des Schiffsleckapparats stellte besonders der Pollux ein Musterbeispiel des technischen Fortschritts dar. Ein aus Palisander- und Eichenholz geschnitztes Boot sowie unzählige nautische Apparate, Schiffsketten, Taue, Rollen, Flaschenzüge und eine Sammlung von Kompassen vervollständigten die Exposition.
– ázb –