Das Ausstellungsgelände
Die Praterregulierung
Die Debatten um einen geeigneten Ausstellungsplatz wurden bereits durch eine kaiserliche Entschließung 1866 entschieden. Dabei setzten sich die Befürworter des Wiener Praters durch, obwohl ihre Gegner, die unter anderem für den Militär-Exerzierplatz in der Josefstadt plädiert hatten, gewichtige Gegenargumente wie die Überschwemmungsgefahr (mit den Donauregulierungsarbeiten wurde erst 1870 begonnen) und die große Entfernung ins Feld führten.
Es galt dabei einerseits den natürlichen Zustand des beliebten Wiener Erholungs- und Vergnügungsgebiets zu wahren und den Praterwald als reizende Ausstellungskulisse zu nutzen, zugleich aber sollte auch die schon länger geplante Praterregulierung erfolgen. Im Zuge dessen wurde 1872 unter der Leitung des Landschaftsarchitekten Lothar Abel der frühere Wurstelprater, nunmehr Volksprater genannt, durch den Abbruch der alten Buden, die Modernisierung der Straßen und eine systematische Anordnung neuer Bauten vollkommen umgestaltet.
Die Ausstellungsstadt
Das gesamte Ausstellungsgelände umfasste über 230 Hektar und erstreckte sich von der Praterhauptallee bis zur parallel verlaufenden Nordbahnlinie bzw. vom Volksprater bis zum Lusthaus. Das Gelände war damit fünfmal so groß wie jenes der Pariser Weltausstellung von 1867 und übertraf die Londoner Ausstellungsfläche von 1862 um das Zwölffache.
Für die Umsetzung der Schwarz-Senborn’schen Vision einer riesigen Ausstellungsstadt zeichnete einer der hervorragendsten Architekten der Ringstraßenära, Carl von Hasenauer, verantwortlich. Als Chefarchitekt der Weltausstellung prägte er zusammen mit Gustav Gugitz, den bei der dekorativen Ausgestaltung federführenden Künstlern Josef von Storck und Ferdinand Laufberger sowie mit Chefingenieur Wilhelm von Engerth das Gesamtbild der Wiener Weltausstellung.
Die Großbaustelle Prater
Doch die Weltausstellung mit all ihren prächtigen Bauten hätte es ohne eine Unzahl von Arbeitern nicht gegeben. Aus allen Teilen der Monarchie, ja aus weit entfernten Ländern kamen sie nach Wien und errichteten binnen kürzester Zeit eine Stadt in der Stadt. Infolge der günstigen Witterung konnten Maurer- und Verputzarbeiten auch noch im Dezember durchgeführt werden. Die ungewöhnliche Bautätigkeit ging jedoch mit einer starken Umweltbelastung einher: „Das baulustige – nein, baubetrübte Wien bewegt Mengen von Staub, Erdreich und Abfällen, wie nie zuvor“, berichtete der Wiener Korrespondent der deutschen Zeitschrift Über Land und Meer, „die Tausende von Wagen, welche täglich Baumaterialien, Erde u. s. w. führen, lassen Schmutzablagerungen zurück, deren Dichte, Schwere und Wegesverschlechterung man früher kaum geahnt hätte.“
– ázb –