Weltausstellungsrundschauer
Weltausstellungsrundschauer

(Die patentirte Hundehütte,) welche vier Telegraphistinnen des Staatstelegraphenamtes am Südportale des Ausstellungsplatzes als Telegraphenstation für den Wagenaufruf als Amtslocale in  Verwendung haben, empfehlen wir dem S[t]adtphysicus zur näheren Besichtigung. Wir wissen nicht, ob das neueröffnete Lesezimmer circa 48 Quadratfuß messend, oder die patentirte Hundehütte der Telegraphistinnen circa 24 Quadratfuß messend und 4 Personen beherbergend geeigneter ist, die Heiterkeit der die Ausstellungs-Objecte besichtigenden Fremden zu erregen. Nichtsdestoweniger steht den Telegraphistinnen eine neue Ueberraschung bevor, außerhalb des gedeckten Portales beim Haupteingange wird ihnen ein wenn auch nicht größerer doch im Schweizerstyl gehaltener Käfig eingerichtet. Für 10 kr. Wagenrufgebühr kann man die Wunderhütte der Damen, für 5 kr. das allgemeine Lesezimmer besichtigen.

(Wiener Weltausstellungs-Zeitung, 22. 5. 1873)

Zierleiste

(Auszeichnung.) Der bekannte Hofzahnarzt Dr. Berghammer ist der einzige von allen auf der Weltausstellung vertretenen Zahnärzten, welcher die Verdienstmedaille für die Fabrication künstlicher Gebisse erhalten hat.

(Internationale Ausstellungs-Zeitung, 26. 8. 1873)

Man speist in Wien theuer und schlecht! Wir können nicht oft genug diesen Fundamentalsatz den nach Wien zur Ausstellung reisenden Fremden entgegenrufen. Von der ersten Restauration Wiens angefangen bis hinab zur letzten Garküche sind die Speisen an sich theuer und im Verhältniß zu den geforderten Preisen unter aller Kritik schlecht. Dazu die Eigenthümlichkeiten der Wiener Küche, die selbst den internationalen Charakter der Menu’s der ersten Hotels trüben, das Ueberwiegen der gebackenen Fleischspeisen auf jeder Speisekarte, das Barbarenthum der Mehlspeise, dem man kaum ausweichen kann, Alles das zusammengenommen machen Wien für Denjenigen, welcher gut und nach richtigen Grundsätzen zu speisen wünscht, zu einer Art Fegefeuer.

(Wiener Weltausstellungs-Zeitung, 12. 3. 1873)

Zierleiste

(Unverschämtheit ohne Ende.) Vor wenigen Tagen erschien in dem Spieldosen-Pavillon eine Dame in der Absicht, ein größeres Spielwerk zu kaufen. Dem Aeußeren nach gefiel ihr  e i n e s  ganz besonders. Da sie aber nicht die Katze im Sacke kaufen wollte, ersuchte sie, man möge es zuvor spielen lassen. Darauf ward ihr in mürrischem Tone die Antwort. „Zahlen sie erst 15 fl. dann wird man es aufziehen“, zu Theil.

(Wiener Weltausstellungs-Zeitung, 4. 10. 1873)

 

Only in the Vorstadt … Wien wird polyglott. Reklame aus dem Weltausstellungsjahr
Only in the Vorstadt … Wien wird polyglott. Reklame aus dem Weltausstellungsjahr

(Rollstuhl-Excess.) Es wäre zu wünschen, dass der Concert-Genuss auf dem Mozart-Platze nicht durch die Fahrstühle beeinträchtigt würde. Kürzlich dirigirte Johann Strauss seinen prächtigen Walzer „Wiener Blut“. Mitten während der Production kamen einige junge Männer, die augenscheinlich ganz gesund und nur zum Gehen zu bequem waren, herangerollt (nervenschwachen Damen hätte man es vielleicht noch verziehen) – und ihre Fahrstühle knirschten dergestalt im Sande, dass vom „Wiener Blut“ kein Ton hörbar blieb. Man wolle gefälligst die Bestimmung treffen, dass die Fahrstühle, w ä h r e n d  das Orchester spielt, nur b i s  a n das hörende Publicum heran gefahren werden dürfen, durch die Zuhörer hindurch aber nur in den Pausen.

(Internationale Ausstellungs-Zeitung, 29. 7. 1873)

In der amerikanischen Abteilung (Ausschnitt). Nach einer Zeichnung von L. V. Elliot. (Illustrirte Zeitung, Bd. 61, Wienbibliothek im Rathaus F-23.720)
In der amerikanischen Abteilung (Ausschnitt). Nach einer Zeichnung von L. V. Elliot. (Illustrirte Zeitung, Bd. 61, Wienbibliothek im Rathaus F-23.720)